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Kolumne

"Eine Kolumne auf der Homepage einer Computerfirma?" Das haben wir uns auch gefragt. Doch der Mensch lebt nicht nur vom Brot alleine, wie man so schön sagt... Diese Seite wird ungefähr alle drei Wochen aktualisiert. Über Kommentare, Inputs und Kritik an die Autorin freuen wir uns sehr!

EIN KANADIER IM GARTEN
und andere Geschichten

2. TEIL


ZÜRICH UND DAS INTERNET

In der letzten Folge schilderte Bob, welche Mühsal und Schicksalsschläge er erdulden musste, bis er endlich in die Schweiz kommen durfte. Doch wie ging es weiter, nachdem er hier angekommen war?
In dieser Folge erzählt Bob von seinen ersten Erfahrungen mit dem helvetischen Volk und seinem Land:

"Vier Wochen später landete ich morgens um 9.00 Uhr im Flughafen Zürich-Kloten. Es war ein sonniger Tag - ein gutes Omen für meinen Aufenthalt? Harty holte mich ab und lud mich gleich zum Mittagessen auf den Herrenberg ein.
Auf der Fahrt dahin konnte ich kaum fassen, wieviel Kühe und Schafe ich überall sah. Zwar hatte ich gewusst, dass es in der Schweiz viele Kühe gab - aber sie so nahe an der Strasse zu sehen, und dann noch so viele davon, und alle trugen diese grossen Glocken - es war ein einziges Glockenkonzert! Ich konnte es nicht fassen. Hatten denn die Schweizer keine Angst, dass diese Glocken gestohlen werden könnten? Und die Strasse zum Herrenberg - die hatte ja nur eine Spur für jede Seite! Die ganze Strasse war etwa so breit wie eine einzelne Spur einer kanadischen Strasse, und da waren alle Strassen mindestens zwei-, meistens sogar dreispurig - auf beiden Seiten natürlich. Wie konnten die Schweizer auf diesen schmalen Strässchen überhaupt fahren? Das musste ja zu Unfällen führen.
Mehrfach erwähnte ich mein Erstaunen, doch Harty sah nichts Besonderes darin. Es stimmte eben doch - die Schweiz, das Land der Kühe, Banken und Uhren, aber Platz hatten die hier eindeutig nicht... Und dennoch - ich war zufrieden, endlich in der helvetischen Republik angelangt zu sein.

Die vergangenen vier Wochen waren nicht spurlos an mir vorübergegangen. Jane und ich hatten uns noch ein paar Mal gesehen; sie organisierte sogar ein Abschiedsfest für mich. Sie sagte, sie wolle bald in die Schweiz kommen und mich besuchen - in zwei oder drei Monaten -, und ich versprach ihr, so lange auf jeden Fall auf sie zu warten - schliesslich wirft man ja nicht einfach sieben Jahre weg, oder? Es ist letztendlich eine Frage des Prinzips. Und solange noch Hoffnung besteht...
Wir würden zwar total neu anfangen müssen. So richtig von Anfang an - alles Vertrauen, das verloren gegangen ist, wieder aufbauen. Und sie müsste mir beweisen, dass sie wirklich mich will! Ich habe ihr klipp und klar gesagt, dass sie alles in Kanada aufgeben und zu mir in die Schweiz ziehen müsste, damit ich ihr nochmals eine Chance geben könnte. Naja, zwar habe ich es ihr nicht gerade so gesagt, aber das ist auf jeden Fall der Gedanke dahinter. Wenigstens müsste sie in zwei oder drei Monaten ein paar Tage zu Besuch kommen... aber das ist dann schon das absolute Minimum, damit ich weiterhin bei ihr bleibe - da bin ich unerbittlich!

Vom Herrenberg fuhren wir zu Harty nach Hause. Ihr Büro hatte sie kurzerhand in ein Gästezimmer umfunktioniert, den grossen Schreibtisch durch ein neues Gästebett ersetzt, ein Büchergestell und den Aktenschrank entfernt und so einen richtig wohnlichen Raum geschaffen. Soweit, so gut...
Ich konnte es nicht erwarten, die Harddisk, die ich extra aus meinem PC in Kanada ausgebaut hatte, in meinen zukünftigen PC einzubauen (Joey hatte mir schon angekündigt, dass Harty einen für mich bereitstellen würde). Allerdings - typisch Harty! - wollte sie mich das nicht selbst machen lassen, und so musste ich ganze vier Tage warten, bis sie Zeit dafür fand - aber immerhin! Von da an hatte ich einen PC zu meiner alleinigen Verfügung, mit Internetanschluss und allem. Das Leben konnte beginnen!

A propos Internetanschluss... ich musste bald erkennen, dass die Internet Provider in der Schweiz im Vergleich zu den übrigen Ländern - insbesondere natürlich Kanada - wirklich nicht gerade up-to-date sind. Überhaupt lassen die ganzen technischen Möglichkeiten hier einiges zu wünschen übrig. In Kanada hatte ich eine Standleitung zu meinem Provider - hey, wenn ich da eine Datei von 60 MB herunterladen wollte, dann dauerte das bestimmt nicht länger als eine halbe Stunde! Doch hier... Also, ich will ja nicht undankbar erscheinen, aber Hartys Internetzugang ist wirklich das hinterletzte. Man stelle sich vor - sie hat doch tatsächlich noch eine altmodische ISDN-Verbindung zu Hause!! I-S-D-N - da lachen ja die Hühner! Bei uns ist das schon längst überholt.
Das mindeste, was ich hier je haben werde, ist Kabel. Echt - ich freue mich schon darauf, wenn ich eine eigene Wohnung habe mit einem Kabelanschluss fürs Internet... ich versuche immer wieder, Harty von den unschätzbaren Vorzügen eines anständigen Internetanschlusses zu überzeugen, doch sie schaut mich nur mit einem gequälten Lächeln an und sagt nichts.
Kürzlich kam sie zwar und meinte, sie lege sich jetzt eine Standleitung zu, es komme sie definitiv billiger als die vielen Online-Stunden. Das ist ja wohl auch so was - in Kanada bezahlt man wenigstens nicht für die Ortsgespräche. Wenn ich das finanzieren müsste, das wäre mein Ruin. Ich verbringe pro Monat mindestens 80 Stunden online, meistens mehr - Emails schreiben, die neuesten Resultate meines Hockeyteams ansehen, aber vor allem Online-Spiele... das zählt sich halt schon... naja, eben, ich werde dann Kabel haben. Das ist das erste, was ich bestellen werde.
Da fällt mir zwar ein - wenn ich ausziehe, werde ich den PC wohl hier lassen müssen. Oder ich könnte Harty fragen, ob sie ihn mir nicht ausleihen würde? Ich meine, bis dann ist die Kiste eh nicht mehr soviel wert - man weiss ja, wie diese Dinger schnell veralten. Und sowieso, was sollte sie auch mit zwei PCs machen? Man kann ja nicht an mehr als an einem PC gleichzeitig sitzen. Und für die zwei Jahre, die ich hier sein werde, lohnt es sich doch sicher nicht, so viel Geld auszugeben, oder?

Aber genug der Zukunftsmusik. Wie gesagt, meine Ankunft und die ersten paar Tage in der Schweiz waren ausgesprochen angenehm (vor allem, als ich endlich meine PC hatte. Als erstes schrieb ich natürlich gleich ein Mail an Jane - ich vermisste sie wirklich unsäglich - und nutzte die Gelegenheit ihr zu erklären, wie schön die Landschaft war, wie grosszügig mich Joey behandelte und was sie alles verpasste durch ihren Entscheid - sollte sie ruhig nochmals darüber nachdenken!) Nach einem verlängerten Wochenende (Joey hatte das extra so arrangiert, damit ich noch ein wenig Zeit hätte, um mich anzuklimatisieren) trat ich meine Stelle bei der BS an, und es liess sich alles in allem sehr gut an. Das einzige Problem waren meine mangelnden Deutschkenntnisse. Ich hatte in den letzten paar Monaten kaum ein Wort Deutsch geübt, und das rächte sich... ich musste mich auf die Bearbeitung der französischen und englischen Kunden beschränken, und Joey meldete mich schleunigst zu einem Deutschkurs an, der mir aus der Klemme helfen sollte.

Das Schönste an meinen ersten paar Tagen war für mich eindeutig Zürich. Meine neue Heimatstadt (denn das würde sie werden, sobald ich meine eigene Wohnung hätte. Ich hatte längst beschlossen, dass ich in die Stadt ziehen wollte - die hatten wenigstens Kabelanschlüsse) war einfach atemberaubend. Die Bahnhofstrasse, der Paradeplatz, der See, die Kirchen - Grossmünster, Fraumünster, St. Peter und wie sie alle heissen -, die gepflegte Altstadt, die Einkaufsläden, die stolzen Gebäude und alten Gassen faszinierten mich vom ersten Tag an. Jeden Tag auf meinem Weg nach Hause machte ich einen Zwischenhalt in Zürich und sah mich in der Stadt um. Und wenn ich da war, vergass ich die beklagenswerten Internetverbindungen, die mangelnden Standleitungen und die schrecklich altertümlichen technischen Mittel in diesem Land und wusste wieder genau, weshalb ich in die Schweiz kommen wollte - es war einfach wunderschön.



AUTOFAHREN FÜR LEBENSMÜDE

Zwei Wochen später lud mich Harty zu einem Wochenende ins Engadin ein. Ich freute mich darauf wie ein kleines Kind vor der Weihnachtsbescherung - nicht nur würde ich endlich meine geliebten Berge zu sehen bekommen, ich würde auch zum ersten Mal, seit ich in der Schweiz war, wieder autofahren können! Harty fährt nämlich nicht gerne, und so hatte sie eingewilligt, dass ich mindestens einen Teil des Weges fahren durfte. Mein "erstes Mal" (natürlich nicht das, was Sie denken!) in einem Porsche! - Ich konnte es kaum erwarten.
Der Tag war gekommen, sie holte mich nach meiner Arbeit ab, und ich setzte mich ins Auto - auf der Fahrerseite. Das heisst, ich versuchte, mich ins Auto zu setzen. Das Einsteigen in einen Porsche ist eine Wissenschaft für sich. Prinzipiell gibt es zwei Methoden, und mir ist immer noch nicht ganz klar, welche sich denn nun besser eignet. Bei der ersten Methode steckt man zunächst das rechte Bein in den Wagen hinein, kippt seinen Körper um 45° nach links, schliesst die Augen und lässt sich völlig unelegant auf den tiefen Sitz plumpsen. In den ca. 4 Sekunden freien Falls hat man genügend Zeit um zu beten, dass nichts im oder auf dem Sitz liegen geblieben war, denn sonst wird die Landung relativ schmerzhaft. Ist man schliesslich sicher gelandet, öffnet man die Augen, versucht, wieder elegant dreinzuschauen und zieht das linke Bein, welches völlig verloren und alleine noch unter der Türe der Strasse zuwinkt, nach. Manchmal muss man es auch mit beiden Händen packen und es mit etwas Gewalt in den Fahrerraum hineinzwingen - besonders, wenn man so lange Beine hat wie ich. Ich habe mir auch schon überlegt, das linke Bein draussen zu lassen und einfach loszufahren, doch leider gibt es in der Schweiz ja immer noch viel zuviele handgeschaltete Autos...
Die zweite Methode besteht darin, dass man die Türe öffnet, sich zwischen die Türe und den Sitz hinstellt und anschliessend dem Sitz den Rücken zuwendet. Da dies für einen zufällig vorbeigehenden Passanten etwas merkwürdig aussehen kann, empfiehlt es sich, dabei selbstbewusst zu lächeln und den Anschein zu erwecken, dies sei die übliche Art, sich vor einer Fahrt von der Umwelt zu verabschieden - ein majestätisches Grüssen mit der linken Hand à la Queen rundet den Eindruck noch ab. Noch immer dieses Lächeln aufrecht erhaltend begibt man sich nun in eine Art Klappmesserposition und lässt sich, das Hinterteil voran, die Arme hoch über den Kopf erhoben, den Körper nach vorne gebeugt, rückwärts in den Sitz fallen (sollten Sie zufälligerweise gerade gen Osten schauen, wirkt ein inbrünstig geseufztes "Insha Allah!" sehr überzeugend). Jegliche Gebete sind an dieser Stelle nicht falsch und äusserst sinnvoll, denn die Chancen, dass man dies ohne einen zumindest leichten Schlag auf den Hinterkopf überstehen kann, sind minimal.
Das wichtigste dabei ist, auch während der nun folgenden Phase leichten Schwindelgefühls niemals aufzuhören zu lächeln und den Eindruck zu vermitteln, alles habe seine Richtigkeit. Sobald man wieder Sicht hat, muss man nun noch die beiden Beine anwinkeln (auch hier empfiehlt es sich für Langbeinige, mit den Händen etwas nachzuhelfen und kräftig an den Knien zu zerren), mittels Kontraktionen im Gesäss und unter Zuhilfenahme der Hände eine 90° Drehung nach rechts zu bewirken und anschliessend die beiden Beine unter dem Steuerrad zu versorgen.

An unserem Engadinreisetag versuchte ich beide Methoden mehrmals - aber vergeblich. Schliesslich wurde ich wütend und schob den Sitz mit aller Gewalt noch ein paar Millimeter weiter nach hinten, klemmte mich endlich hinein und fuhr los.
Harty hielt mir diverse nervige Vorträge zu den Themen "Warum man seinen Fuss nicht auf der Kupplung lassen sollte", "Warum man schnell auskuppelt und langsam wieder einkuppelt" und "Warum man innerorts 50 fährt" mit einem Exkurs zum Thema "Sicherheit für Kinder im Strassenverkehr". Das Problem an dieser Frau ist, dass sie nicht wie alle anderen Frauen einfach zwischendurch ängstlich aufseufzen, sich beidhändig an der rechten Türe festkrallen und ab und zu "nicht so schnell" kreischen kann - so wie Jane, zum Beispiel. Plötzlich sehnte ich Janes Art des Beifahrens zurück! -, sondern dass sie ihre Vorträge auch noch mit Fakten, technischen Erklärungen über Kupplungen, Bremsen und statistischen Zahlen belegen muss, untermalt von einer gelegentlichen Geschichte über ein Kind, das von einem Lastwagen überfahren wurde, und von einer längeren (aber präzisen) Rechenaufgabe zum Bremsweg eines Autos bei 65 km/h unter Berücksichtigung der Reaktionszeit bei a) trockener Strasse und b) Glatteis.

Ich lächelte höflich und hörte irgendwann einfach nicht mehr hin. Wir fuhren eine Weile auf der Autobahn, und ich suchte vergeblich nach Hinweisen für Geschwindigkeitsbegrenzungen. In Kanada werden Geschwindigkeiten in Meilen pro Stunde angegeben, und auf der Autobahn sind meistens 55 Meilen pro Stunde erlaubt. Hier dagegen fand ich die Angaben auf dem Tacho in Kilometern pro Stunde, und ich hatte keine Ahnung, wieviel die Limite war, bemerkte jedoch, dass alle anderen Autos an mir vorbeizufliegen schienen. Ich nutzte eine Atempause Hartys um nachzufragen, und sie erklärte mir, es sei immer 120 km/h auf der Autobahn, ausser wo anders angegeben.
Also erhöhte ich meine Geschwindigkeit von 100 auf 120, doch noch immer schienen alle anderen viel schneller zu sein.
"Bist du sicher, dass es nur 120 ist?" fragte ich zweifelnd.
"Klar bin ich sicher, aber die meisten fahren eben 130", gab Harty zur Antwort.
"OK." Ganz glaubte ich es ihr nicht, aber ich fürchtete einen erneuten Vortrag und sagte daher nichts. Statt dessen erhöhte ich meine Geschwindigkeit auf 130, und, als die anderen immer noch überholten, nach und nach auf 145. Da hörte das Überholen endlich auf - oder beinahe. Gelegentlich raste immer noch einer an mir vorbei, doch Harty erklärte mir, das sei, weil er ein "GR" auf dem Nummernschild habe, und die würden sowieso ein bisschen anders fahren als der Rest der Schweiz.
Ich genoss die Landschaft, die Seen, die Berge... wir steuerten gerade in einen Tunnel hinein, als Harty ruhig sagte: "Es ist übrigens 80 hier, hast du das nicht gesehen?" Nein, hatte ich nicht! Wo denn?
Ich wurde darüber aufgeklärt, dass Geschwindigkeitsbegrenzungen auf runden Schildern mit weissem Hintergrund, schwarzer Zahl und rotem Rand zu finden seien.
Etwas weiser bremste ich auf 80 hinunter und fuhr weiter. Kurze Zeit darauf tönte es neben mir: "Nicht, dass ich dich stressen will, aber du kannst jetzt wieder 120 fahren." Wollte mich diese Frau auf die Schippe nehmen? Ein Seitenblick auf ihr Gesicht brachte keinen Hinweis auf einen eventuellen Witz, und so beschleunigte ich wieder auf 120. Dafür hielt ich umso aufmerksamer Ausschau nach den runden Tafeln mit dem roten Rand. Und diesmal sah ich sie auch - runde Tafel, weisser Hintergrund, roter Rand und eine dicke, schwarze "100" darauf - unverkennbar ein Geschwindigkeitsschild. Jetzt konnte das Autofahren losgehen - ich fühlte mich bereits wie ein richtiger Schweizer!
Doch was war das? Schon wieder tönte es von rechts: "Eben, es ist 100 hier!" - Jaja, ich hatte die Tafel gesehen! - "Wieso fährst du nicht 100?" - Was denn, schon jetzt?? Das konnte wohl nicht ihr Ernst sein. Resolut wandte ich mich Harty zu: "Ab wann ist denn 100? Ich meine, wieviele Meter nach der Tafel beginnt die Geschwindigkeitsbegrenzung?"
"Na, gleich dort, wo die Tafel steht!" antwortete sie leicht verzweifelt.
"Und mit welcher Tafel warnt ihr denn vor der kommenden Geschwindigkeitsbegrenzung?"
Harty schüttelte sich vor Lachen. "Wir sind hier nicht in Amerika, Bob. Es gibt keine zwanzig Warntafeln vor der eigentlichen Geschwindigkeitsbegrenzung. Es gibt nur diese eine Tafel, und fertig."
Ich war empört. "Aber das ist doch gefährlich! Was ist, wenn ich zum Beispiel im Nebel mit knapp fünf Metern Sicht daherkomme, und dann erst in letzter Minute die Tafel sehe - da habe ich ja gar keine Zeit mehr, um von 120 auf 100 abzubremsen! Weisst du eigentlich, wie gefährlich eine Vollbremsung bei einer solchen Geschwindigkeit sein kann?" Ich war entsetzt über die mangelnden Sicherheitsvorkehrungen in diesem Land. Da hatten wir Kanadier ein ganz anderes Denken!
"Mein lieber Bob, bei Nebel solltest du ja auch weder mit 120 noch mit 100 km/h unterwegs sein, oder?" war Hartys leicht ironische Antwort.
Dagegen gab es nichts mehr zu sagen. Ich versank in Schweigen, und so fuhren wir etwa zwanzig Minuten lang von einem Tunnel in den anderen, bis wir schliesslich in einer noch gebirgigeren Landschaft wieder herauskamen und die Tunnels geendet hatten. Die Sonne schien, es war ein wunderbarer Abend, und...
"Hier ist wieder 120."
Mann, konnte mich diese Frau nie in Ruhe lassen? Ich hatte genau aufgepasst, und ich hatte mit Sicherheit kein rot umrandetes Schild mit einer "120" gesehen.
Streitlustig teilte ich ihr das mit. Harty liess sich nicht aus der Ruhe bringen und erklärte mir, dass dafür aber ein weisses Schild mit einer durchgestrichenen 100 zu sehen gewesen sei. Tatsächlich hatte ich ein solches Schild auch bemerkt, aber mir keinen Sinn daraus machen können.
"Ja, aber woher weiss man denn da, wieviel man anschliessend fahren darf?" - "Eben, auf Autobahnen ist es 120." - "Aber das steht ja nirgends geschrieben!!!" Ich verstand die Welt nicht mehr.
"Nein, steht es nicht..." - Harty holte tief Luft - "...aber sobald eine Begrenzung aufgehoben wird, ist es einfach wieder 120."
"Ihr Schweizer seid wirklich kompliziert!" fauchte ich. "Woher sollen denn die Fahrer das wissen?"
"Die lernen das, bevor sie die Fahrprüfung machen."
"Und was, bitte schön" - ich war nun wirklich wütend - "wenn sie es vergessen??"
Harty gab mir darauf keine Antwort mehr und liess mich in Ruhe. War vielleicht auch besser so."

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